CDU-Fraktion Ulm

Frauenfragen

Interfraktioneller Antrag von Dr. Karin Graf vom 27.07.2017

In einem interfraktionellen Antrag beantragt Dr. Karin Graf, dass insgesamt 72.000€ bereitgestellt werden, um die Geschichte der demokratischen Teilhabe der Frauen in Ulm zu dokumentieren.
Der Antrag im Wortlaut:

"Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

in Ihrer Schwörrede 2017 haben Sie ein deutliches Plädoyer für das Zusammenwirken aller Bürgerinnen und Bürger zum Wohle der Stadtgesellschaft gehalten. Ein »Leuchtturmprojekt« der zivilgesellschaftlichen Emanzipation in Ulm in den vergangenen 70 Jahren ist die Frauenbewegung. Beispielhaft für die Entwicklung sei nur genannt, dass Ulm 1953 mit nur einer Frau im Gemeinderat einen »Negativrekord« produzierte. Heute aber mit 45 Prozent Frauenanteil im Gemeinderat und anderen Errungenschaften Platz acht im Genderrating deutscher Großstädte belegt.

Das 100. Jubiläum der Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland 2018 bzw. 2019 »100 Jahre Frauen im Ulmer Gemeinderat« ist für uns Anlass zu beantragen, die besonders eindrucksvolle Geschichte von Frauen-Engagement in Ulm seit der Nachkriegszeit historisch aufarbeiten zu lassen

Nachdem im Rahmen des Projektes »Erinnern in Ulm – Demokratischer Neubeginn nach 1945« (Katalog sowie Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte Dezember 2014 – Juni 2015) von der Historikerin Dr. Marie-Kristin Hauke bereits die wichtige Phase von 1945-1955 aufgearbeitet wurde, soll nun die Zeit von 1955 bis 2015 in den Fokus genommen werden. Ein besonderer Schwerpunkt soll dabei auf der »Zweiten Frauenbewegung« ab den 1970er Jahren liegen. In diese Phase fällt u. a. die Entstehung des autonomen Ulmer Frauenzentrums (heute: »Frauen helfen Frauen«), des Frauentreffs, des überparteilichen und überkonfessionellen Arbeitskreises Frauen, die Bewegung gegen den Paragrafen 218, die Frauenakademie der vh, die Kampagne für die erste Frauenbeauftragte, Frauenlisten und die Einrichtung des Frauenbüros, Kooperationen von deutschen Frauen und Migrantinnen oder das im Vergleich zu anderen Städten singuläre Bündnis von Frauengruppen zum 8. März.

Ausgehend von dieser Entwicklung soll das Ziel des Projektes nicht nur sein, die Geschichte der demokratischen Teilhabe der Frauen in Ulm zu dokumentieren, sondern auch Frauen von heute zu ermutigen, sich am Leben der Stadt aktiv zu beteiligen. 

Umsetzung des Projektes
Die Aufarbeitung dieses Teils der jüngsten Stadtgeschichte soll in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Ulm erfolgen, das über eine gute Quellenbasis verfügt (Zeitungsartikel, Schrift- und Personendokumentationen, Bildmaterial, Plakatsammlung). Ergänzend dazu gibt es eine Reihe von privaten Sammlungen verschiedener Frauengruppen und einzelner Protagonistinnen der Frauenbewegung, die bereit sind, der Bearbeiterin das Material zur Aufbereitung und sich selbst als Zeitzeuginnen zur Verfügung zu stellen.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung sollen als Buch (ca. 180 Seiten, ca. 180 Abbildungen, Farbdruck) erscheinen, das sich an die breite Öffentlichkeit richtet.

Für das Projekt wird – nach derzeitigem Überblick über die aufzuarbeitenden Quellen – ein Zeitraum von 16 Monaten veranschlagt. Benötigt werden dafür Gelder in Höhe von insgesamt EUR 72.000.

Werkvertrag für die Historikerin            EUR 60.000
Druck- und Gestaltungskosten, Bildrechte u. a. ca. EUR 12.000

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, wir beantragen die Bereitstellung von EUR 72.000 insgesamt, verteilt auf die Jahre 2018 und 2019."